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Das Zeitungssterben im Kreis Segeberg

Das Zeitungssterben im Kreis Segeberg

Kommentar von Uwe Voss

Als die Hamburger Morgenpost vor einigen Monaten ihre Ausgabe von täglich auf 1x wöchentlich reduzierte, wurde  die Ausgabenreduzierung von vielen aus der Medienszene als einmaliger Vorfall wahrgenommen. In Wirklichkeit war es der Auftakt zu einem Trend in der Printmedienbranche.

Die Zusammenlegung der lokalen Redaktionen der Segeberger Zeitung und der Lübecker Nachrichten ist ein weiteres deutliches Zeichen für die aktuelle Krise im Printmedienbereich, auch im Kreis Segeberg. Die Entscheidung, ähnlich wie bei den überregionalen Teilen, nahezu identische Lokalteile in beiden Zeitungen zu veröffentlichen, wird von der Chefredakteurin Anja Köhler als Bündelung der Kräfte dargestellt, jedoch birgt sie das Risiko, die Meinungsvielfalt und die journalistische Qualität zu verringern.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Hamburger Abendblatt und somit auch die „Norderstedter Zeitung“ nach Wechsel des Formats und Verlegung des Drucks nach Braunschweig entwickelt.

Die Lokalteile wurden in letzter Zeit immer kleiner, oft ergänzt durch Berichte aus anderen Regionen. Artikel von denen die Redaktion glaubt, dass sie nicht oft genug gegen Bezahlung im Internet angeklickt werden (Bezahlschranke), gelangen nur noch selten in die Zeitungen.

Der Rückgang der Printmedien ist kein neues Phänomen und wird durch mehrere Faktoren beschleunigt:

  1. Sinkende Auflagenzahlen: Die angeblich nur noch 10.000 Exemplare pro Tag bei den drei großen Tageszeitungen im Kreis Segeberg deuten auf eine stark schrumpfende Leserschaft hin.
  2. Später Erhalt der Zeitungen: Abonnenten beschweren sich über die verspätete Zustellung, was die Attraktivität eines Print-Abonnements weiter mindert.
  3. Wegfall von Wochenzeitungen: Die Einstellung von „Markt extra“ und „Nordexpress“ sowie die Einschränkung der Verteilregionen anderer Wochenzeitungen und das Einstampfen der Mittwochsausgaben zeigen, wie stark der Druck auf lokale Printmedien geworden ist.
  4. Verkleinerung der Lokalteile: Den Lokalteilen wurde in den letzten Jahren ständig weniger Umfang eingeräumt. Sie wurden oft ergänzt durch Berichte aus anderen Regionen.
  5. Wachsende Konkurrenz durch digitale Medien: Die  Zeitungsverlage stehen wegen der zunehmenden Nutzung von Social Media Plattformen unter starkem Konkurrenzdruck. Die Digitalmedien bieten schnellere, aktuellere und oft kostenlose Inhalte, was sie für viele Leser attraktiver macht. – Das „Stadtmagazin“, das nahezu täglich topaktuell und kostenfrei im Internet den Lesern einige Stunden vor den Printmedien zur Verfügung steht, erzielt mit diesem Konzept ständig wachsende Zugriffszahlen.
  6. Abnehmende Anzeigenerlöse: Weniger Auflagen führen zu weniger Anzeigenkunden, was die finanzielle Lage der Printmedien weiter verschlechtert.

Diese Entwicklungen haben tiefgreifende Auswirkungen:

  • Arbeitsplätze in Gefahr: Die Unsicherheit über die Zukunft der Kollegen, die weniger Veranstaltungen besuchen und deren Jobverlust droht, ist real.
  • Einseitige Berichterstattung: Mit der Reduzierung der unabhängigen lokalen Berichterstattung steigt das Risiko einer einseitigen Informationsvermittlung, was langfristig die Meinungsvielfalt und die demokratische Diskussionskultur schädigen kann.

Die Angst, dass das Zeitungssterben auch das Sterben der Pressevielfalt und Meinungsfreiheit bedeutet, ist berechtigt. Die lokale Presse spielt eine wichtige Rolle in der Informationsvermittlung und der demokratischen Kontrolle. Die Entwicklungen im Kreis Segeberg spiegeln dabei einen nationalen und globalen Trend wider, der eine umfassende Lösung erfordert.