Erinnerung – Wolfgang Schäuble in Henstedt-Ulzburg
In stiller Trauer und Gedenken die Vorveröffentlichung aus dem Buch »Backstage Storys« die Episode »Schäuble und der Hund auf dem Dach«.
Die Neujahrsveranstaltung vom CDU-Kreisverband Segeberg mit Dr. Wolfgang Schäuble am 13. Januar 2012 im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg war mit 400 Voranmeldungen komplett ausgebucht. Die Plakate konnten wir nur mit einem großen Aufkleber »Ausgebucht« an den Laternen befestigen. Das habe ich nie wieder so erlebt. Die Anmeldungen per Mail, Fax, Post und Telefon hatten uns überrollt. Ich sagte als CDU- Kreisgeschäftsführer meinen Neujahrsurlaub ab und verändert mehrfach die Planung für den Aufbau, aber es half nichts.
Der Finanzminister kam zu uns, um dem örtlichen Landtagskandidaten Volker Dornquast für den beginnenden Wahlkampf den Rücken zu stärken.
Zahlreiche ältere Gäste waren bereits zwei Stunden vor der Veranstaltung eingetroffen, um sich einen guten Platz zu sichern oder als Gruppe zusammen sitzen zu können. Sie mussten vor der Tür warten. Das kannten sie von anderen Parteiveranstaltungen nicht. Der Sicherheitsdienst und Personenschutz ließ sie nicht in den warmen Saal.
Volker Dornquast war als Direktkandidat sehr bemüht, sich für die Wähler vor der Tür einzusetzen. Es ging wie immer um jede Stimme. Er forderte mich auf, die Gäste hereinzulassen. Ich ging zum Eingang und verkündete: »Ihr könnt noch nicht rein. Der Hund ist noch auf dem Dach«. Niemand verstand das. Alle blickten mich ungläubig und unfreundlich an.
Der Sicherheitsdienst hatte den Veranstaltungsort noch nicht freigegeben. Es wurden alle Ecken und Winkel durchsucht. Dabei kommt ein Waffen- und Sprengstoffsuchhund zum Einsatz. Dieser war gerade mit seinem Führer auf dem Flachdach unterwegs. Kein technisches Gerät kommt dem Leistungsvermögen einer Hundenase gleich.
Für Dr. Wolfgang Schäuble galt nach dem Attentat am 12. Oktober 1990 die höchste Sicherheitsstufe.
»Ohne eine gemeinsame Währung hätten wir diesen wirtschaftlichen Stand nicht annähernd«, warb Schäuble in seiner Rede für Vertrauen in den Euro trotz der schwierigen Entscheidungsfindungen in Europa.
Den meisten Applaus erhielt er in seiner Rede für schwäbischen Weisheiten wie: »Net gschimpft isch globt gnug.«
Foto: Gero Storjohann und Wolfgang Schäuble in Henstedt-Ulzburg